Die ersten Monate des Fremdsprachenunterrichts zu gestalten, stellt für Lehrende eine große Herausforderung dar. Mit dem Begriff des „Sprachnotstandsgebiets A“ hat Rösler (2013) all die Schwierigkeiten treffend charakterisiert, die sich gerade mit dieser Phase des Lernprozesses verbinden. Auf keiner anderen Niveaustufe treten die Widersprüche einer kommunikativ orientierten Fremdsprachendidaktik deutlicher zu Tage: So kollidiert das Streben nach selbstbestimmten Lernprozessen und authentischer Interaktion im Klassenraum mit der Künstlichkeit der Situation, mit den Vorstellungen der Beteiligten, wie Lernen auf A1/A2 funktionieren sollte und insbesondere mit der Lücke, die zwischen den fremdsprachlichen Fähigkeiten der Lernenden und ihrem intellektuellen Potenzial klafft.
Das dialogische Lernen gehört zu den zahlreichen Ansätzen, die seit den 1980er Jahren entwickelt wurden, um den genannten Problemen entgegenzuwirken. Der Vortrag beschreibt anhand von Unterrichtsmaterialien und Transkriptionen unterrichtlicher Interaktion das dialogische Lernen mit Studierenden im ersten Lernjahr in einem Programm für Deutschlandstudien an einer japanischen Universität. Der Vortrag möchte auf der Grundlage von empirischen Daten aus Plenums- und Gruppenarbeitsphasen zu einer Diskussion über die Vor- und Nachteile dieses Ansatzes anregen.