Reitz’ vierstündiges Epos erzählt die Geschichte des genialen Bauernsohnes Jakob Simon, der die Sprachen der Ureinwohner Südamerikas studiert, statt auf dem Feld zu helfen, und davon träumt, nach Brasilien auszuwandern. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Schabbachern wird sich Jakobs Traum von der Ferne nicht erfüllen; alle Gelegenheiten, die Heimat zu verlassen, bleiben ungenutzt. Die letzten Einstellungen der „Chronik einer Sehnsucht“ zeigen Jakob als werdenden Familienvater in Schabbach – der Hunsrück ist sein Schicksal. Die Filmkritik hat den Protagonisten deshalb als einen scheiternden Helden, ja als tragische Figur beschrieben.
„Die Hoffnung stirbt“, so fasst es Thomas E. Schmidt in der „Zeit“, „und die Sehnsucht überlebt sie noch lange“. Das kann man so sehen. Der Vortrag schlägt allerdings eine andere Perspektive vor, in der der Zusammenhang von Heimat und Fernweh nicht als problematischer verstanden wird, sondern als ein lebenspraktisch und künstlerisch produktiver Konnex: Reitz’ Film präsentiert Fernweh als eine subtile Kulturtechnik des Zuhausebleibens.
This lecture will be held in German. The film under discussion, Die andere Heimat, will be screened on Wednesday, 16 March 2016 at 6:30pm in ECH 1220. Pizza will be provided (because it's a long film - 263 minutes!).